Positionspapier zur Gemeinschaftsschule Bad Rappenau

Veröffentlicht am 11.07.2012 in Stadtverband

Willi_Freymeyer, GR Bad Rappenau

Mit der möglichen Einführung der Gemeinschaftsschule betreten wir in Baden-Württemberg pädagogisches und organisatorisches Neuland. Vieles ist uns fremd und einiges wird nahezu auf den Kopf gestellt, was man bisher im Schulalltag gewohnt war.

Und deshalb haben viele Bürger Schwierigkeiten mit der Umsetzung.

Die SPD steht der neuen Schulentwicklung positiv gegenüber und wir ermuntern die Gemeinderatskollegen der anderen Fraktionen diesen Weg einzuschlagen und die Bürgerinnen und Bürger, sie darin zu unterstützen...

Mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung wurden die Geschäftsgrundlagen für ein gegliedertes Schulsystem entzogen. Eltern können ihre Kinder an den Schulen anmelden, die sie wünschen. Das führt dazu, dass im herkömmlichen System noch mehr Schüler an den falschen Schulen landen und diese Entscheidungen korrigiert werden müssen. Das führt dazu, dass zu viele Schüler bereits in frühen Jahren in den weiterführenden Schulen scheitern, mit allen persönlichen Folgen für das Kind und das Elternhaus.

Mit der Gemeinschaftsschule bietet sich ein Schultyp an, der mit dem neuen pädagogischen Konzept der Individualisierung den Schülern in ihrer unterschiedlichen Ausprägung eher gerecht wird.

Fast überall in Europa  und auch bei uns wird zunehmend das Konzept des dreigliedrigen Schulsystems in Frage gestellt. Es ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts, als die Gesellschaft noch in 3 Stände gegliedert war. Mit der frühen Auslese der Schüler nach der Grundschulzeit taten sich Pädagogen, Eltern und Kindern immer recht schwer. Mit dieser Regelung werden diese gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten bis heute weiter zementiert.

Dieses Abbild eines Bildungssystems wird den Anforderungen einer modernen Gesellschaft nicht mehr gerecht, wo Lernfortschritte und Bildung nicht mehr im Gleichschritt vermittelt werden sollten, sondern den individuellen Bedürfnissen des Schülers gerecht werden müssen. Auch in Gesprächen mit kirchlichen Amtsträgern aus dem Dekanat Heilbronn kam vor Monaten bereits die Botschaft herüber: Wenn das Land hier nicht diesen Weg beschreiten will, werden die Kirchen die Gemeinschaftsschule  als Privatschultyp einführen.    

Dass dieses individuelle Lernen  klappt, konnten sich Lehrer, Eltern, Schüler und auch interessierte Gemeinderäte vor Ort überzeugen, wo eine engagierte Schulleitung und Lehrerschaft diese Vorstellungen nach und nach umsetzen.                                                                                                

Fast alle konnten sich dies vorher nicht vorstellen. Man muss es gesehen haben. Es klappt.  Die befragten Schüler kommen mit dem neuen System gut zurecht, die Lehrer akzeptieren ihre neue Rolle  als Lernbegleiter und Eltern melden zunehmend ihre Kinder an den Gemeinschaftsschulen an.

Es macht unserer Ansicht nach wenig Sinn, wenn sich nur Werkrealschulen in Gemeinschaftsschulen umbenennen, wie es bisher bei den Starterschulen der Fall ist.

In Bad Rappenau haben wir die einzigartige Gelegenheit Realschule, Werkrealschule und Förderschule zu einer Einheit zusammenzufassen. Realschule und Werkrealschule haben die Schüler derselben Altersstufe, liegen im Schulzentrum mit gemeinsam genutzten Gebäuden, haben denselben Schulhof.  Mit den Schülern der Förderschule und ihren fachlich qualifizierten Lehrern kommen wir auch der von der UNO geforderten Inklusion dieser Schülergruppe nach.

Kritiker befürchten eine Nivellierung auf niedrigerem Leistungsniveau. Dies mag sein, wenn man davon ausgeht, dass man mit möglichst viel Lehrerinput eine festgelegte Stofffülle später abfragt, die alsbald wieder in Vergessenheit gerät.

Auch hier ist die gesellschaftliche und technische Entwicklung bereits weiter. Natürlich braucht man auch in Zukunft im Berufsleben ein fundiertes Fachwissen. In jedem Handy und Computer eines Schülers ist heute eine unglaubliche Stofffülle abrufbar.                  

Viel wichtiger ist es, dass der Schüler lernt, wie man diese Informationsflut aufbereitet, einsetzt und bewertet. Auch in der Gemeinschaftsschule werden leistungsstarke Schüler gefordert und leistungsschwächere gefördert. Auch in der Gemeinschaftsschule wird es unterschiedliche zentral gestellte Abschlüsse geben, die ein bestimmtes Leistungsniveau definieren.

Was  kommt auf die Stadt Bad Rappenau an möglichen finanziellen Belastungen zu?

Auf diese wichtige Frage gibt es noch keine abschließende Antwort und das beunruhigt viele.   

Zunächst haben wir im Schulzentrum die räumlichen Kapazitäten, um dieses Modell in den 5.Klassen einzuführen. Mit der absehbaren demographischen Entwicklung wird auch die Umsetzung in den Folgejahren möglich sein.

Die Schüler werden verstärkt individuell an Computerarbeitsplätzen tätig sein. In diesem Bereich werden größere finanzielle Aufwändungen notwendig sein.

Da dieser Schultyp als Ganztagesschule konzipiert ist, muss man sich auch Gedanken machen, wie die Schüler ihre Mittagspause verbringen und verpflegt werden können.

Höhere Aufwendungen im laufenden Betrieb werden  auch durch zugesagte höhere Landeszuweisungen teilweise abgedeckt.

Eine mögliche gymnasiale Oberstufe ist eine Option, die man bei dieser Schülerstärke in Bad Rappenau später ziehen kann. Damit hätten wir einen G9- Bildungszug am Ort, der bis zum Abitur führt.

Natürlich können viele gestellte Fragen noch nicht abschließend beantwortet werden, doch wir sollten auch den Mut haben, eine erkannte positive Entwicklung voranzutreiben. Die Schulen tun dies bereits und signalisieren, dass sie es wollen. Die Lehrerschaft und auch die Eltern in den Schulkonferenzen haben ein eindeutiges Votum abgegeben. In der Steuerungsgruppe und in vielen Einzelgruppen wird ein tragfähiges pädagogisches Konzept erarbeitet, das Voraussetzung für die Antragstellung seitens der Gemeinde ist.

 
 

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